Eine besondere Belohnung gibt's unten für alle die den Bericht wenigstens ganz runter blättern!
Karte Orkney
GNU Lizenz
Als Reisezeit ist August gut geeignet. Besondere Hochsaison scheint es nicht zu geben und die Change auf gutes Wetter und ruhige See ist nicht schlecht.
Klima: (wir hatten viel Glück)
Kosten: Aufgrund des Komplettcharter "relativ" günstig, aber zusätzliche Kosten für Essen und Getränke, sowie ggf. Übergepäck (BA 9 € / kg) müssen einkalkuliert werden. Als Zahlungsmittel werden £ (Pfund), selten € (Euro) und oft Kreditkarten akzeptiert. Barabhebung mit EC-Karte in Stromness möglich.
Anreise: Flug BA oder Lufthansa nach London Heathrow (2 Std), vor dort nach Aberdeen (1 Std), anschließend mit Turboprop nach Kirkwall, Orkney, (50 Min), dann Taxi (15 Min) nach Stromness.
MV INVINCIBLE : Mit 25m Länge das größte der Tauchboote in Stromness. 6 kleine Kabinen mit je 2 Kojen und Waschbecken sowie eine große Bar unter Deck. Auf Deck 2 Duschen mit WC und eine Küche mit Essraum. Am Bug ein umbauter Trockenraum für die Tauchausrüstung.
Alternativen: Es gibt insgesamt 9 Tauchboote in Scapa Flow. Allesamt alte umgebaute Fischerboote, teils wie die INVINCIBLE mit Kojen unter Deck, teils nur als Tauchschiffe kombinierbar mit einfachen Hotels oder bed & breakfest an Land. Luxus-Safariboote oder Komforthotels wie in Ägypten findet man hier nicht - Tauchen pur.
Verpflegung:
MV INVINCIBLE: Das schwere, ruhig liegende Boot ist zwar schon älterer Bauart, aber die Brücke ist mit Echolot, Navigation, Computersteuerung, Funk und einiger Technik mehr hochmodern ausgestattet. Es hat alles an Bord was man zum sicheren und bequemen Tauchen benötigt - Kompressor mit Speichertanks, Sauerstoff für Nitrox, medizinischen Sauerstoff., einen geheizten Trockenraum und sehr viel Platz für das Equipment und zum "Anrödeln".
Den Tauchplatz betritt man mit einem beherzten Sprung (nur 1,5m ) und verlässt ihn über eine bequeme asymsetrische Stufenleiter. Wer ein yakuzzi oder einen Lift braucht ist sowieso falsch hier.
Es gibt 12l Stahl-Flaschen mit DIN-Monoventil und gegen 50 £ / Woche Aufpreis auch sauschwere Doppel-12 mit Brücke. Das ist für unsere Vorstellungen eher "suboptimal", wenn man gewohnt ist zumindest in kalten bis gemäßigten Gewässern immer mit Doppelabgang zu tauchen - auch weil es keine Reserveflaschen unterm Boot gibt - das ja sowieso nicht stationär am Platz bleibt. Trotzdem hat es sich doch als ausreichend erwiesen für Tauchgänge mit 20 - 30 Minuten Grundzeit zwischen 25 und 48m und 10 - 20 Minuten Dekozeit (je nach Pressluft oder Nitroxgemisch).
Die Ausfahrten starten i.d.R. 7:30h. Der zweite Tauchgang ist meist an einem der Blockschiffe und damit strömungsreicher - je nach Gezeitentabelle entweder anschließend nach dem Frühstück und 2-3 Stunden Pause oder am späteren Nachmittag, so dass das Boot in der Zwischenzeit nach Stromness zurück kehrt oder an einer anderen Insel anlegt wo man z.B. das Visitor Center besuchen kann.
Die Anfahrten dauern 20 bis 30 Minuten innerhalb von Scapa Flow und bis zu 1,5 Stunden für außerhalb gelegene Wracks wie die James Barrie.
Bei Wracktauchgängen an den Kriegsschiffen setzt das Boot die Taucher am Tauchplatz ab und entfernt sich dann etwas. Es wird dann an der Boje/am Seil abgetaucht. Je nach Sichtweiten und Tiefe des Wracks sind manchmal 25 - 30m nur im Graugrün zu überwinden. Bei guter Sicht kann man aber auch manches Wrack schon direkt nach dem Untertauchen grob erkennen.
Wichtig ist, sich den Befestigungspunkt der Leine am Wrack genau einzuprägen um ihn zum Aufstieg wieder zu finden. Gerade bei der Markgraf ist das Seil auf über 40m und etwas weiter vom Rumpf entfernt angebracht. Wenn man dann am Ende des Tauchgang höher am Rumpf ist und die Sicht nicht sehr gut, findet man das Seil kaum wieder und muss im Freiwasser mit eigener Boje auftauchen.
Bei Tauchgängen an den Blockschiffen in den Sunden, wie "hoy" oder "hoxa sound" (Name ist Programm) herrscht immer Gezeitenströmung mit bis zu 8 Knoten. Da ist das Tauchen dann streng "britisch", d.h. nach exakter Uhrzeit so 15 - 20 Minuten vor der Tidenpause ("high or low slackwater") wird man vom Boot strömungsaufwärts abgesetzt, taucht sofort ab und lässt sich zum Wrack treiben um im Schatten oder innerhalb Schutz zu suchen. Nach vorgegebener Zeit verlässt man das Wrack, setzt die Boje um steigt langsam auf. Während des Aufstiegs versucht man zusammen zu bleiben und betrachtet die unter einem vorbei fliegenden Seegraswiesen. An der Oberfläche folgt das Boot den Bojen und sammelt die Taucher dann wieder ein.
Ian der Bootseigner und Käpten war Berufstaucher und Fiona seine "boatswoman" kann auch tauchen. Trotzdem bleiben beide aus Sicherheitsgründen an Bord und so gibt es keinen "Tauchguide". Das briefing vor dem Tauchgängen ist sehr knapp und bezieht sich fast ausschließlich auf Strömung und Gezeiten. Für die Planung liegen schließlich ausreichend Bücher und Material an Bord rum.
Es war damit herrlich eigenverantwortliches Tauchen, mit "Nannyfaktor = 0%", d.h. nirgends ein nerviger Besserwisser oder erhobener Zeigefinger. Alle an Bord wollen wieder heil und gesund zurück kommen und wissen was dazu zu tun ist - das reicht! Zugegeben - wenn man etwas tiefer unter oder weiter in die Wracks hinein tauchen wollte - wäre ein ortskundiger Begleiter schon von Vorteil. Aber alles selber zu managen ist ein super Gefühl.
Fazit: Wir haben nur an der Oberfläche gekratzt und werden wieder kommen!
Die Kriegsschiffe liegen auf kahlem Sand oder Schlick. Die Hülle ist oft mit Seenelken (Plumose Anemone), Seeanemonen, Seesterne und Schwämmen bewachsen. Um die Schiffe herum tummeln sich oft Schwärme tausender kleiner Fische und etliche größere. Im Schutz der Wrackteile findet man unzählige Krebse, sowie Langusten, Butterfische und Congeraale.
Die Konzentration von Fisch lockt manchmal einen Seelöwen herbei, den man dann mit viel Glück während der Deko ab- und auftauchen sieht. Sonst kann man Seelöwen nur in Kolonien am Strand liegend vom Boot aus der Ferne betrachten.
Ab und zu werden an der Oberfläche auch Delfine oder sogar Riesenhaie ("baskingsharks") gesichtet (siehe Bild links).
An den Blockschiffen in den flachen Sunden hat es sehr oft Seegras und Kelp! (meist waagrecht) und viele extrem neugierige Fische die anscheinend öfters gefüttert werden.
(fehlt noch)
Übersicht
Daneben gibt es so genannte Blockschiffe, von den Briten zum Schutz vor U-Bootangriffen in den Sunden versenkte Schiffe wie " Gobernador Bories " und "Tabarka", sowie mehrere U-Boote und Frachter in der näheren und weiteren Umgebung, insbesondere die "James Barrie".
Ausführliche Beschreibungen findet man auf diversen Websites, insbesondere im DiverNet, der Website der britischen Tauchzeitschrift Diver (siehe wreck tous ), dem deutschen Taucher.Net und dem österreichischen Nullzeit.at , daher hier nur kurze persönliche Eindrücke:
SMS Cöln: Unser erstes Wrack in Scapa zum "eintauchen". Sicht ca. 5 - 10m, wurde die nächsten Tage besser. Liegt steuerbords auf ca. 35m, mit 155m Länge und 15m Breite, höchster Punkt ca. bei 20m. Erst mal 15m ohne was zu sehen am Seil abtauchen, dann Beginn des TG am zerstörten mittleren Teil des Wracks. Davids gut erhalten und bewachsen, Mast liegt sichtbar im Sand. Wir umrundeten das weniger interessante Heck und schauten in ein paar aufgebrochene Löcher. Insgesamt laut Beschreibung eines der best erhaltenen der 7 SMS - aber davon haben wir noch nicht so viel erfassen können. (siehe DiverNet Wreck Tour: 14 ).
F2: Der Nachmittags-TG des ersten Tages war an der F2, einem Begleitschiff aus dem 2.WW, und dem Bergeschiff YC21 das beim Abschleppen mit unter ging. Schöner Bewuchs und recht hell, 10,5cm Geschütz gut erhalten mit großem Conger im Rohr, schöne Winschen, Details siehe Nullzeit.at .
SMS Kronprinz Wilhelm : Kopf über backbord leicht höher auf 38m Grund liegt das 177m lange und fast 30m breite Schlachtschiff. Durch seinen Tiefgang von 10 m und der Schräglage reicht der höchste Punkt bis auf 15m. Wir tauchten an der Leine backbord mittschiffs ab und lugten etwas unter das Wrack, an riesigen Stahlplatte entlang, von denen ich erst später realisierte, dass es der 2. vordere Geschützturm gewesen sein muss. Neben dem Wrack lagen Platten und verbogene Teile die aus der Hülle gesprengt oder gefallen waren. Bald gewannen wir an Höhe und schauten noch vorsichtig in die offene Hülle. In der kurzen Zeit und mit einem Tauchgang war es nicht möglich auch nur annähernd einen Eindruck von der Dimension des Wracks zu erhalten. Weitere Details siehe DiverNet Wreck Tour: 33
Tabarka: Der 2.TG war wegen mittlerer Tidenströmung "very britisch" aber auch wegen der geringen Tiefe, super Sichtweiten und Sonneneinstrahlung sehr relaxt. Mit der Strömung wollten wir zum Wrack hintreiben, aber durch Verzögerungen bis die Kameras nachgereicht waren flogen wir beim abtauchen schon übers Wrack hinweg und mussten uns etwas sputen um in den Windschatten des Rumpfes und schließlich in das Wrack hinein zu gelangen.
Das Schiff wurde 1941 als Blockschiff zum Sperren der Zugänge im Burra Sound auf 15-18m kopfüber versenkt. Im Wrack ist viel Platz und viel zu sehen. Wenn man aufmerksam raus sieht, merkt man wie sich der Kelp von der Waagerechten aufrichtet um bald darauf wieder quer in die andere Richtung zu liegen. Da uns Skipper Ian mahnte nicht zu lange im Rumpf zu bleiben verließen wir das Wrack nach 30 Minuten, um uns auf die Suche nach einem zweiten daneben liegenden Blockschiff zu machen. Nach kurzer lautstarker UW-Diskussion wies uns Monika dann auch den richtigen Weg. Mittlerweilen zog es dann aber doch so heftig, dass es Zeit wurde Boje zu setzen. Jürgen war schon etwas höher, wo die Strömung stärker war und als Uwe, sein Buddy, die Boje setze, entschwanden beide rasch - hinterher schwimmen zwecklos. Also setzten wir unsere eigene Boje und flogen noch ein paar Minuten rasend übers Seegras bevor wir langsam zur Oberfläche stiegen.
In einer Aufstellung der "top 10 scenic wrecks of Scotland" nimmt die Tabarka den 1. Platz ein - da stimmen wir absolut zu! Weitere Details siehe Nullzeit.at .
SMS Markgraf: Ebenfalls ein Schlachtschiff der König-Klasse, kieloben, auf 45 - 48m liegend, ist die Markgraf das tiefste und dunkelste der 7 SMS. Die Sichtweiten betrugen auf 40m Tiefe nur 3-5m und wir waren bemüht die Orientierung und Leine nicht zu verlieren, so dass wir vom Wrack nur einen kleinen Ausschnitt als Berg verbogener und verstreuter Stahlteile in Erinnerung behielten. Weitere Details siehe Taucher.NET .
Gobernador Bories: Der Nachmittags-TG wieder strömungsreicher aber total easy. Der Frachter wurde 1915 als Blockschiff versenkt und steht aufrecht in 15m auf dem Grund. Es sind fast nur noch die Außenwände erhalten. Die große Schraube, das Ruder und die vielen zudringlichen Fische ergeben gute Fotomotive.
Ab- und auftauchen war an einer permanent befestigten Bojenleine möglich, allerdings machten ein paar Minuten die Uwe und ich länger weilten dann schon kräftiges Festhalten nötig. Weitere Details siehe DiverNet Wreck Tour: 22 und Nullzeit.at .
James Barrie: Liegt 1,5 Stunden Fahrt entfernt im Hoxa Sound. Isländischer Fischtrawler, 55m lang, 1969 gesunken auf ca. 37-43m steuerbord liegend. Sehr gut erhalten, Laderäume und Brücke können gut betaucht werden aber teilweise soll sich noch Öl im Wrack befinden, insbesondere im Maschinenraum. Der Untergrund ist steinig, bei leichter Strömung sind Sichtweiten meist hervorragend. Das Wrack bietet das beliebte Postkarten-Motiv "Taucher mit Lampe vor großer Brücke" - in Schwarz-weiß. Weitere Details siehe DiverNet Wreck Tour: 54 und Nullzeit.at .
SMS Karlsruhe: Ebenfalls ein leichter Kreuzer mit 155m Länge 14m Breite und 8m Tiefgang liegt sie nördlich der Insel Cava in 24-28m Tiefe etwas aufrechter auf der steuerbord Seite und reicht bis 12m hoch. Wegen der geringe Tiefe ist sie durch Seegang und Bergeversuche zwar stärker zerstört aber sehr schön bewachsen, recht hell und immer von Schwärmen Kleinfisch aber auch Pollaks und Barschen umgeben. Das Heck ist noch weitgehend intakt. Von den ursprünglich acht 15cm Einzelgeschützen sind insbesondere das Bug und Heckgeschütz noch sehr gut erhalten und geben gute Fotomotive ab. Durch die super Sichtweite von bis zu 20m konnten wir einen guten Eindruck vom Schiff erhalten. Weitere Details siehe Nullzeit.at .
SMS Dresden: Der leichte Kreuzer liegt backbord auf 36m und reicht an der flachsten Stelle bis 16m hoch. Das Wrack ist gut erhalten. Sehr interessant sind die Ankerkette und die Winschen im Bugbereich. Das vordere Deck ist komplett runter geklappt und liegt flach am Grund, so dass man dort auch gut und gefahrlos etwas ins Wrack rein tauchen kann. Der neben dem Wrack liegende Mast ist mit Steigeisen und Plattform ebenfalls gut erhalten. Weitere Details siehe Nullzeit.at .
SMS Brummer: Für mich das "schönste" der Kriegswracks, liegt sie 80° steuerbord auf 32-36m. Den flachsten Teil in 20m Tiefe konnten wir schon beim Abtauchen erkennen. Die Brücke, der Feuerleitstand und zwei der 15cm Geschütze in Zentralbereich sind völlig intakt. Wie insgesamt das ganze Schiff bis auf einen aufgesprengten Bereich über dem Maschinenraum noch Top in Schuss ist. Rund um das auch toll bewachsenen Wrack tummelten sich zehntausende Jungfische in großen Schwärmen und die passenden Jäger wie Pollak und Zackenbarsche dazu. Angelockt vom reich gedeckten Tisch konnten wir auf Deko dann einen Seelöwen ganz in unserer Nähe beobachten, der immer wieder zur Jagd zum Wrack hinab schwamm. Weitere Details siehe DiverNet Wreck Tour: 46
SMS König: Am letzten Tag noch das letzte Schlachtschiff. Durch die immer besser werdende Sicht konnten wir eine Ahnung von der ungeheuren Größe des 177m langen und 28m breiten Kolosses erhalten. Auch sie liegt kopfüber mit den schweren Aufbauten in den Schlick versunken auf 45m. Durch viele Aufsprengungen ist der Rumpf stark zerstört bietet aber dadurch Einblicke ins Innere. Weitere Details siehe Taucher.NET .
Klippen von Yesnaby: Erdgeschichtlich interessant wegen der dort gut sichtbaren Plattenschichtung. Auf "The Mainland" sind Schichtpakete des Old Red Sand & Flagstone aus dem Paläolitikum zu sehen. Profan betrachtet einfach ein toller Ausblicke auf Abbrüche, Klippen und Meer.
Scapa Visitor Center: Für die Pause zwischen den Tauchgängen bietet sich ein Besuch des auf der Insel Hoy bei Lyness gelegenen Kriegsmuseums an. Es gibt sehr viele interessante Schau- und Texttafeln über die Geschichte der Orkney Inseln, insbesondere auch in ihrer Funktion als Seefahrer-Refugium; so kamen z.B. die Norweger unter König Harald I (ca. 800 n.Chr.) und später auf dem Weg nach Grönland wohl häufiger vorbei - der norwegische Einfluss schwand ab dem 13. JH.
Scapa Flow ist wohl der größte Naturhafen der Welt - er beherbergte den größten britischen Kriegshafen während beider Weltkriege - und eben auch die internierte Deutsche Hochseeflotte, Lieblingsspielzeug des letzten Deutschen Kaisers, die sich dort dann 1919 selbst versenkte.
Ein kleines Video zum Einhören in lokale Gewohnheiten (mit MS Media-Player)
Weitere Bilder gibt's hier im Fotoalbum Scapa Flow .
Und auf Uwe's Homepage
John Thornton skipper of MV Karin